Kochen

Aus Yogawiki

Kochen kommt vom lateinischen "coquere", was kochen, sieden, reifen bedeutet. Kochen bedeutet eine Flüssigkeit bis zum Siedepunkt zu erhitzen. Im Weiteren Sinne bedeutet kochen auch zubereiten, garen von Lebensmitteln, unabhängig von der Zubereitungsart, wie z.B. braten, grillen, backen usw. Vom kochen ist auch die Berufsbezeichnung Koch abgeleitet. Weil es verschiedene Siedepunkte gibt, kann Kochen innerhalb von einem großen Temperaturspektrum stattfinden.

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Kochen und Bhakti

Ein Artikel von Kai Treude, aus dem Yoga Vidya Journal Nr.34 - Sommer 2017

Kesseldampf, Töpfe klappern, ein Gemurmel im Hintergrund und ein leises „Hare Krishna“ tönt aus den Boxen. 20 Menschen schnippeln Brokkoli, Paprika, Weißkohl und ein reges Treiben erfüllt die Küche.

Ich stehe in Europas größter biozertifizierter vegan-vegetarischen Vollwertküche und freue mich darauf, für 500 Yogis mein Lieblingsgericht zu kochen, meinen Thai-Khai-Curry. Fast mein ganzes Leben lang bin ich in Küchen unterwegs gewesen, neben der Schule, neben dem Studium, im In- und Ausland. Kein Team, kein Arbeitsplatz war jemals so gewesen wie hier, so authentisch mit so viel Teamgeist, Lebensfreude und mit so viel Yoga.

Der Ofen klingelt und der Basmatireis duftet, draußen vor der Küche wird der Speisesaal für den Ansturm gerichtet, Kerzen werden angezündet, Besteck aufgefüllt, Servietten gelegt. Ich strecke mich nochmal tief atmend in den Hund, gehe über ins Dreieck und mache eine kleine Rückbeuge. Yoga und Küchenarbeit – eine feine Sache.

Küchenalltag

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In den meisten Küchen dieser Welt ist es laut, viel Geschrei, die Köche und die Aushilfen sind im Stress der aller „feinsten“ Sorte und fast jeder zweite, den ich kennengelernt habe, hat Rückenprobleme oder gar einen verschleppten Bandscheibenvorfall.

Auch ich bin vor 7 Jahren, nach einer Auszeit auf den Kanaren, mit kaputtem Rücken hierher gekommen. Vier Hexenschüsse und einen Krankenhausaufenthalt hat es gebraucht, bis ich mich achtsamer und ohne Stress im Küchenalltag bewegen konnte bzw. musste. Dabei waren meine Küchen oft Bio, oft vegan / vegetarisch, achtsam geführt und mit tollen Teams bestückt. Das berüchtigte Küchenfeuer lodert auf verschiedensten Ebenen und treibt einen eben immer wieder zu der einen oder anderen Eile an. Achtsamkeit ist da ein Muss.

Kochen mit Liebe

Wieso es mich trotz all dem überhaupt in die Küche gezogen hat? Wieso ich von allen Berufen dieser Welt, immer schon kochend arbeiten wollte? Tja, zunächst einmal, ich wusste einfach nicht wie schlimm es sein kann...

Ich habe mit 16 angefangen zu kochen und bin als Hobbykoch recht schnell gut und erfolgreich geworden. Ich hab es schon immer geliebt und verstanden die wichtigste Zutat im Essen ernst zu nehmen, mir Zeit zu nehmen, diese kompromisslos und mit Bedacht einzusetzen.

Es gibt für mich bloß diese eine wichtige Zutat im Essen, diese eine, die niemals mit Gewürzen und Tricks ersetzt oder überdeckt werden kann, es ist, so kitschig das auch klingt: LIEBE <3 !

Ein Essen, ein Kochkurs, ein Workshop ohne diese Zutat ist auch heute noch für mich reine Zeitverschwendung. Ich denke, es geht im Grunde jedem Menschen so, Lebenszeit ist Liebenszeit.

Bhakti

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Bei Yoga Vidya habe ich die Chance auch über die Küche hinaus meine Lieblingszutat einzusetzen. Das Bhakti Yoga (Yoga der Hingabe), das pur aus dieser einen Zutat, die mich mein Leben lang begleitet und ihren verschiedenen Formen besteht, würzt die Livemusik-Mantrayogastunden, die Konzerte und die vielen Seminare im Haus.

Im Bhakti Yoga gehen wir über Symbole, über Mythen, Klänge, Gesang und Rituale, aus unserem genormten Bewusstseinsfeld hinaus und erfahren uns und die Welt neu. Diese Praxis nährt das Herz, heilt alte Wunden und Narben, bringt eine unerschütterliche Freude, sowie zeitgleich Tränenfluss und hilft dem Geist und dem Körper loszulassen und zu entspannen.

Bhakti, so heißt es, ist der Schlüssel zu Gott, der Schlüssel zu unsrer eigenen göttlichen Natur und zu Glückseligkeit.

„Gehe direkt in dein Herz, ohne Umweg, ohne Ablenkung, trete dort vor deinen innersten Altar. Nehme den Duft der Blütenblätter zu Füßen deiner ureigenen Heiligtümer wahr. Atme, verweile, tue nichts und erfahre, was Leben wirklich ist. Wenn du den Weg einmal kennst, ihn einmal in all seiner fordernden Einfachheit gegangen bist, wird er dich immer rufen, wird er dich immer daran erinnern, dass es ihn gibt. Und du wirst all deine vielen Wege im Leben symbolisch immer für diesen einen Weg gehen. Über all deine Wege legt sich der Blütenduft deines Herzens, legt sich der Segen der Liebe. - Sachinandana Swami

Yoga in allen Lebensbereichen

Wie ist es mit dir? Machst du Yoga auf deiner Matte? Ist Yoga für dich das Strecken deiner Gliedmaßen, Pranayama (Atemübungen) oder Meditation? Oder ist es mehr für dich? Fließt Yoga in all deine Lebensbereiche? Bereichert Yoga - Arbeit, Partnerschaft und deinen Alltag, deine Lebensziele, deine Freundschaften und Begegnungen? Berührt es deine Emotionen und Träume. Berührt es deine Gesundheit?

Im ganzheitlichen Yoga nach Swami Sivananda geht es eben gerade auch um genau das! Um ein authentisches Leben, um ein Wahrnehmen des gesamten Lebens als eine Reise zu sich selbst. Der Aspekt von Bhakti hilft dabei ungemein. Swami Sivananda selbst ist durch ganz Indien getourt und hat mit den Menschen gesungen und getanzt. Als Arzt wollte er über die Heilung des Körpers hinausgehen. Er gab dem Aspekt von Bhakti einen sehr hohen Stellenwert. Er schreibt, mit Bhakti werden wir fähig uns, und unsere Nächsten zu lieben. Durch Bhakti werden wir leicht und kummerfrei und es entfaltet sich unsere Seele.

Im Yoga fand er das, was er in der Medizin und all seinem Wissen nicht finden konnte: wirkliche wahrhaftige Heilung....

Das Brahmapanam Tischgebet

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Das Essen wird rausgefahren, die ersten Menschen versammeln sich um das Buffet und reichen sich die Hände für den gemeinschaftlichen Segen, das kurze gesungene Gebet vor dem Essen, das kurze Einschwingen. Alle schließen die Augen...

„ohhhhhhhhhmmmmmmm....Brahmapanam, brahmahavir, brahmagnau brahmanahutam, brahmaivatena gantavyam, brahmakarma, samadina...“

(24. Vers 4.Kapitel BhagavatGita - „Tischgebet“)

Dieser alte Vers wird in jedem Yoga Vidya Ashram vor dem Essen rezitiert.

„Der wird Erleuchtung erreichen, der in Allem Gott sieht“

Alles ist göttlich, derjenige der kocht, der der isst, die Nahrung, die Zutaten und das Verdauungsfeuer, alles ist im Yoga eins, alles ist Brahman (Gott). Dieser Vers als Symbol der ultimativen Einheit hilft uns, so heißt es, uns einzustimmen und die Nahrung besser zu verdauen.

Aufnahme von Prana

Genau solche Rituale und Handlungen waren es, die mir so oft in der „normalen“ Küchenwelt gefehlt hatten. Was bringt es, wenn all die Liebe im Essen ist, der Gast aber in Eile, halb im Stehen, mit Handy am Ohr das Essen hinunterschluckt und gar nicht auf Resonanz geht? Essen ist Transformation auf biologischer Ebene. Es ist der vielleicht wichtigste Prozess in unserem System.

Wenn wir diesen Prozess nicht achten, ihm keine Zeit einräumen, keine Ruhe, keinen Ort, wird er nicht richtig ablaufen können und viele Krankheiten verursachen. Auch psychische Ungleichgewichte können die Folge sein. In dieser schnelllebigen Zeit ist es eine Kunst sich dessen bewusst zu werden. Nicht nur das Essen und das Kauen, braucht Achtsamkeit, sondern auch das Riechen, das Schmecken, all unsere Sensorik, diese wundervolle Apparatur in uns, mit der wir das Leben erfahren.

Wenn wir beim Essen nicht wirklich „da“ sind, kann der Körper sich nicht auf seine natürliche Weise auf die Nährstoffaufnahme konzentrieren. Der Körper kann die Lebensenergie in der Nahrung, das Prana, nicht wirklich gut aufnehmen.

Yoga als Alltagspraxis können wir besonders gut beim Kochen und Essen kultivieren. Durch Bhakti beschwingt können wir uns in eine gute Schwingung versetzen. So können wir das Leben zelebrieren. So werden wir gesund und erfahren in unserem Körper Heilung. Ich freue mich, wenn dich dieser kleine Exkurs in unsere Küchenwelt inspiriert hat. Vielleicht kannst du dem Essen mehr Achtsamkeit schenken, Bhakti erfahren und vielleicht auch einfach mal bei uns in der Küche zur Hilfe vorbeischauen.

Hier im Yoga Vidya Ashram in Bad Meinberg ist es besonders leicht und naheliegend auch alltägliche Dinge und Gewohnheiten zu überdenken und/oder zu spiritualisieren. Zudem gibt es im Haus viele Gelegenheiten dich auszuprobieren und zu erfahren.

„Die wichtigste Zutat für ein bewusstes Leben, ist ein tiefer Atemzug und ein Lächeln im Herzen

Euer Kai

Rezepte

Antipasti Salat "Italia", von Kai

Zutaten:

  • 150g Mixsalat (Romanesco, Rucola, Endivie)
  • 1 kleiner Kopfsalat
  • 100g Olivenmischung
  • 1 große Aubergine
  • 1 kleine gelbe Paprika
  • 2 Strauchtomaten
  • 100 ml gutes mildes Olivenöl
  • Saft einer Zitrone
  • 1-2 El Reissirup (alternativ 1El Agavendicksaft)
  • 100 ml Wasser
  • 50g Sonnenblumenkerne
  • Ggf. Blaubeeren zum garnieren
  • weisser Pfeffer (optional Urwaldpfeffer)
  • Salz

Zubereitung:

Die Auberginen in Scheiben schneiden, leicht ölen, salzen und im Ofen bei 160 Grad 15-20 min weich backen. Paprika und Tomaten schneiden. Die Blattsalate waschen, schneiden und abtropfen lassen. Das Öl mit dem Zitronensaft, dem Reissirup, Wasser, etwas Salz, Pfeffer und den Sonnenblumenkernen zu einer leichten Emulsion pürieren. Abschmecken. Die Aubergine mit Küchenkrepp abtupfen. Den Blattsalat mit der Emulsion anmachen und nach Belieben mit allen Zutaten anrichten.

  • Tipp: Für eine Hauptmahlzeit Tofuwürfel anbraten, mit Sojasoße ablöschen und warm mit frischem Basilikum auf den Salat geben.

Pizza Vegana

Zutaten:

Pizzateig: 300g Mehl (Dinkel oder Kamut) 150ml Wasser (warm) 4 EL Olivenöl 1 Päckchen Trockenhefe oder 1/2 Würfel Frischhefe 1/2 TL Agavendicksaft oder Zucker 1 TL Salz 1 TL Oregano

Das Wasser, Süsse und Hefe mischen und an einem warmen Ort etwas gehen lassen. Das Mehl, Salz, Oregano und Öl hinzugeben und zu einem Teig kneten. Warm stellen und ruhen lassen.

Tomatensoße

  • 100g Tomatenmark
  • 250g Tomaten Passata
  • 1 TL Basilikum
  • 1/2 TL Salz
  • 1 El Reissirup
  • 1 Tl Kartoffelflocken (Kartoffelpürree)
  • Alle Zutaten mischen.

Nuss-„Käse“

  • 100g Tofu
  • 100g Cashewkerne
  • 50ml neutrales Öl
  • 100ml Wasser
  • etwas Kurcuma
  • etwas Salz
  • 1 El Hefeflocken

Die Cashewkerne im Wasser eine Stunde einweichen, mit den restlichen Zutaten mischen und gründlich in der Küchenmaschine klein mixen. Kurz ziehen lassen.

Zubereitung:

Den Pizzateig nach Belieben ausrollen und mit der Gabel gleichmäßig einstechen. Mit der Tomatensoße bestreichen und nach Belieben belegen, z.B. mit gekochten Kartoffeln, Tomaten, Mais, und Paprika. Den „Käse“ darüber geben und für ca. 25 min bei 180 °Grad backen.

  • Tipp: Ein deftiger veganer Aufschnitt „Salami“-Art auf der Pizza schmeckt besonders auch Kindern.