Klangheilkunde

Aus Yogawiki

Unter Klangheilkunde werden akustische Schwingungen (Musik, Töne, Klänge oder ähnliches) verstanden, welche in der Alternativmedizin oder bei im Wellnessbereich angewandt wird. Hierfür werden auch Begriffe verwendet wie Klangtherapie, Klangmassage oder Phonophorese (medizinisch/ therapeutisch).

Saraswati mit der Veena

Schon seit Jahrtausenden ist Musik ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Musik besteht aus Tönen und Klängen. Es entsteht Schwingung. Viele Theorien gehen davon aus, dass die Welt durch einen Klang (Schwingung), dem Urton "OM" (AUM), entstanden ist. Universelle Schwingungen wiederholen sich immer wieder, im Wasser, in jeder lebenden Zelle und sogar in festen Materialien lassen sich schwingende Atome, Elektronen, Neutronen usw. finden. Somit ist alles am Schwingen.

Eine Frau spielt die Tanpura, Camatic Musik, Gemälde aus 1735

Prinzip und Ziele

Jeder Mensch hat seine eigene Schwingung. Ist der Mensch krank oder fühlt sich nicht wohl, befinden sich einzelne Energiebereiche in Disharmonie. An diesem Punkt setzt die Klangheilkunde an. Zwei verschieden Methoden nutzt die Klangheilkunde: a) die rezeptive Methode und b) die aktive Methode. Bei der rezeptiven Methode hört der Mensch die Musik bzw. Klänge oder nimmt sie bewusst oder unbewusst wahr. Selbst musizieren auf instrumentaler Art und Weise oder sich stimmlich einzubringen gehört zu der aktiven Methode. Somit kann der Mensch seine Empfindungen ausdrücken. Musik kann die Stimmung erhellen, einen trösten oder langverschollene Erinnerungen hervorholen.

Ziele der Klangheilkunde sind den Prozess des Loslassens einzuleiten und Emotionen ihren freien Lauf zu lassen. Indem heilende Klänge die körperlichen Schwingungen harmonisieren, werden die Selbstheilungskräfte aktiviert. Körperliche und emotionale Blockaden werden gelöst. Klänge wie beispielsweise von Klangschalen, Zimbeln, Gongs, Trommeln usw. dringen als Schwingung in den Körper, Körperflüssigkeiten, Muskeln, Sehnen, Knochen und Körperholräume ein und versetzen diese in entsprechende Schwingung. Diese Schwingung löst Verspannungen, Blockaden und Energiestauungen auf und der Mensch kann heilen. Auch wirken Klänge im feinstofflichen Bereich über die Meridiane und Chakras. Im Nada Yoga werden diese intensiv angesprochen.

Wirkung

Die Wirkung von Klängen, Tönen und Musik kann u. a. im Hormonhaushalt nachgewiesen werden. Beispielsweise bei aggressiven Tönen wird die Ausschüttung von Adrenalin angeregt. Friedliche, sanfte Klänge reduzieren den Stresshormonanteil und der Anteil an Betaendorphine nimmt zu, somit sinkt das Schmerzempfinden. Das Glückshormon Serotonin wird beeinflusst. Durch die Verarbeitung der Schallwellen wird der ganze Körper in Schwingung versetzt. Die Aktivität der Gehirnzellen erhöht sich. Des Weiteren beeinflussen Töne den Blutdruck, den Puls, die Atem- und Herzfrequenz. Zusammenfassend wirkt Klangheilkunde ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele. In vielen Kliniken und Kurhäusern wird die Klangheilkunde als begleitende Therapie eingesetzt.

Dennoch kann die Klangheilkunde, wenn sie falsch angewandt wird, Gefahren bergen. Tiefsitzende Verletzungen oder weggeschobene Erlebnisse können aufgeschwemmt werden und den Patienten in ein tiefes Loch fallen lassen. In diesem Fall sollte eine erfahrene Betreuung vor Ort sein. Die Klangheilkunde sollte in jedem Fall verantwortungsvoll und behutsam eingesetzt werden.

Methoden

Klangschalenmassage

Klangschalen

Bei der Klangschalenmassage werden Klangschalen, welche auf dem bekleideten Körper aufgestellt werden, in Schwingung gebracht, um ihre Wirkung entfalten zu können. Die Klangschalen werden angeschlagen bzw. angerieben. Über den Boden der Klangschale werden Vibrationen auf den Körper abgegeben. Die Schwingungen haben eine zart massierende Wirkung auf die Muskeln und der Körper kann sich entspannen. Geht der Körper mit der Klangschale in Resonanz kann eine Tiefenentspannung eintreten bis hin zu einem meditativen Zustand. Durch die Klangschalenmassage können energetische Blockaden gelöst werden und die Energie kann wieder frei fließen. Aus den Zellen werden Schlackstoffe und Ablagerungen gelöst und werden durch die Zufuhr von viel Flüssigkeit nach der Massage wieder ausgespült. Eine Anregung der Selbstheilungskräfte wird angestrebt. Die Wirkung bzw. die Tiefe der Klangschalenmassage ist abhängig von der gegenwärtigen körperlich-seelischen Verfassung der zu massierenden Person.

Um den Ursprung der Klangschalen ranken sich viele Geschichten. Die Herkunft von Klangschalen vermutet man in Indien, Nepal und Tibet. Es wird davon ausgegangen, dass mit der Kenntnis der Metallverarbeitung die Klangschalen vor ca. 5.000 Jahren die Klangschalen hergestellt und genutzt wurden. Anfänglich sollen die Klangschalen als Koch- und Essgeschirr bzw. zur Aufbewahrung von Lebensmitteln genutzt worden sein. Andere Geschichten erzählen, dass Klangschalen Ritualinstrumente für Meditations-, Tantra- und/oder Heilungszeremonien genutzt wurden. Erwähnt wurde die Verwendung von Klangschalen gleichfalls in der Ayurveda-Therapie. Peter Hess hat seine Erfahrungen aus Nepal und Indien bzgl. der Wirkung von Klangschalen im Westen weiterentwickelt. Er wird als einer der Vorreiter der Klangmassage angesehen, da er diese Methodik im westlichen Kulturkreis seit 1984 etabliert.

Trancetanz

Trancetanz ist ein uraltes Brauchtum, welches auf der ganzen Welt verteilt zum Einsatz kam. Beispielsweise bei den Ureinwohnern von Nordamerika, den sibirische Schamanen, auf den Karibischen Inseln, in Westafrika, in Skandinavien, im östlichen Asien usw. ist der Trancetanz auch heute noch ein herkömmlicher Ritus. In den westlichen Kulturkreisen ist der Trancetanz wiederentdeckt worden. Viele Workshops laden zum Trancetanz ein.

Der Trancetanz ist eine Möglichkeit, mit Hilfe von rhythmischen Klängen den Körper zum Sprechen zu bringen. Durch die Bewegung mit Musik kann der Kontakt mit seinem eigenen Körper wieder hergestellt werden. Durch den Fluss der Bewegung werden Gefühle zum Ausdruck gebracht. Der Kreativität werden keine Grenzen gesetzt. Es darf alles sein. Durch das Tanzen bis hin zur Ekstase werden die Bedürfnisse des Körpers, die sich durch Blockaden oder Krankheiten ausdrücken, besser kennengelernt und verstanden. Beim Tanzen verbindet man sich mit dem Göttlichen in einem selbst und dadurch kann der Transformationsprozess einsetzen. Die Harmonie des Körpers mit seiner Umwelt wird wieder hergestellt.

Gong

Seit Jahrtausenden ist der Gong ein Instrument der Heilung, das in der Meditation, Zeremonien und in Ritualen verwendet wird. Der Gong stammt aus dem antiken Griechenland, wobei hier die Signalfunktion im Vordergrund stand. Erstmals wird der Gong (Urinstrument) in China erwähnt, wobei seine Herkunft aus einer anderen westlichen Kultur beschrieben wird. Das Gongspiel ist ein uraltes Erbe, welches seit Jahrtausenden nur mündlich weitergegeben wird. Das Erlernen des Gongspiels wird als Geschenk empfangen.

Der Gong ist ein mächtiges Instrument, welches verschiedene Wirkungen hervorrufen kann. Das Spielen des Gongs kann zu einer Tiefenentspannung, zu einem Trancezustand und letztlich zu einer tiefen Heilung führen. Durch das Gongspiel wird ganz leise und zart eine Schwingung aufgebaut. Nach einer Weile überlagern sich die verschiedensten Töne des Gongs, wodurch sich ein breites Klangspektrum ausbildet. Das dadurch entstehende energetische Schwingungsfeld geht in den "White Sound" über, welche eine Vibration, eine Welle, auf der Haut des ganzen Körpers hinterlässt und somit den Heilungsprozess anstößt. Jeder erlebt das Gongspiel auf seine eigene Art und Weise. Es können sich Blockaden lösen oder sogar durch den tiefen meditativen Zustand Traumata aufgearbeitet werden.

Klangreisen

Klangreisen sind eine Möglichkeit aus dem hektischen Alltag zu fliehen. Bei Klangreisen werden Fantasiereisen sanft musikalisch unterlegt. Klangschalen und viele weitere Instrumente bzw. Klangelemente wie Zimbeln, Gong, Trommeln usw. werden genutzt, um den meditativen Zustand zu begleiten und zu unterstützen. Bei der Klangreise kann durch die Tiefenentspannung (Alpha-Zustand) Stress abgebaut werden, Verspannungen können sich lösen und neue Energie kann aufgetankt werden, um den Aufgaben im Alltag gerecht zu werden. Durch die Fantasiereise werden die Vorstellungskraft, die eigene Kreativität sowie die Intuition gestärkt.

Klangmöbel

Klangliege

Die Klangliege (Liege-Monochord) ist ein Resonanzkörper, welcher aus Klangholz gefertigt wurde. In der Mitte ist der Klangkörper mit 30 blanken Saiten und jeweils an den Seiten mit 15 umsponnenen Saiten bespannt. Eine leicht nach innen gewölbte Liegefläche ermöglicht ein Gefühl von einem völlig umhüllten Klang. Der Spieler der Klangliege nimmt neben dem Instrument Platz, während der Bespielte sich auf der Liege hinlegt. Der Klang der Klangliege ist besinnlich und sphärisch. Durch das Spielen der Saiten entsteht ein harmonischer Klangteppich, und es wird ein schwingendes Kraftfeld erzeugt. Dieses Kraftfeld durchdringt den Bespielten. Der auf der Liege liegende Körper geht mit den Klängen in Resonanz, und es entsteht ein Gefühl von Raum- und Zeitlosigkeit. Der Entspannungszustand kann einsetzen, Körper und Geist werden geöffnet.

Klangstuhl

Der Klangstuhl ist ein aus Holz bestehender Ohrensessel an dem die Rückseite mit Saiten bespannt ist. Durch die Sesselform entsteht ein geschützter Resonanzkörper in dem sich die Schwingungen ausbreiten können. Die Schwingungen können sanft über die Aura in den Körper eindringen. Der Bespielte hat das Gefühl, dass er von den Klängen umhüllt wird. Intensive Empfindungen durch die große Körperfläche, die mit den Schwingungen in Berührung kommt, werden wahrgenommen. Der Klangstuhl wirkt beruhigend auf Körper, Geist und Seele. Der Entspannungszustand wird sanft eingeleitet. 

Quellen

Siehe auch

Literatur

  • Hazrat Inayat Khan: Musik und kosmische Harmonie aus mystischer Sicht, Weinstadt, 2004.
  • Joachim Ernst Berendt: „Nada Brahma“ in: Die Welt ist Klang, Frankfurt, 1983.
  • Ders. „Das dritte Ohr“ in: Vom Hören der Welt, Frankfurt, 1985.
  • Ders. „Ich höre - also bin ich“ in Hör-Übungen - Hör-Gedanken, München, 1993.
  • Barbra Irmer, Carmen Mager: Nada Yoga - Hinwendung zum inneren Klang
  • Gunda Dietzel: Der individuelle Klang der menschlichen Stimme, Einführung in das Nada Brahma System nach Vemu Mukunda, Kisslegg, 2001.

Weblinks

Seminare

Klang, Nada Yoga

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