Analogien

Aus Yogawiki

Analogien - heißt Vergleich oder auch Gleichnis. Gerade in der Yogaphilosophie spielen Analogien - Sanskrit: Nyaya - eine große Rolle. Wir haben eine Vorstellung So ähnlich ist auch die Vorstellung, dass es eine von uns getrennte Welt gibt und dass der andere Mensch von uns getrennt ist, ist auch nur eine Vorstellung. In Wahrheit sind wir alle miteinander verbunden, ja sogar eins. Und so wie das Seil nie zur Schlange geworden ist, besagt diese Analogie, so ist auch die Verbundenheit aller Wesen nie verschwunden.

Viveka Chudamani - Die Analogie von Schlange und Seil

Im Dunklen kann ein Seil für eine Schlange gehalten werden

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 61 von Sukadev Bretz -

„Für jemanden, der von der Schlange der Unwissenheit gebissen wurde, ist das einzige Heilmittel die Erkenntnis der absoluten Wirklichkeit. Was nutzen die Veden und andere Schriften, Mantras und Arzneien dabei.“

Analogie Schlange und Seil

Hier gebraucht Shankara ein weiteres Mal die Analogie von Schlange und Seil – einer der ältesten Analogien und einer der meist verwendeten Analogien im Vedanta.

Shankara gebraucht hier das alte Beispiel: Ein alter Mann geht eines Abends durch seinen Garten zu seinem Haus in Indien, in einer Region wo es viele Schlangen gibt. Er ist sieht dort etwas Rundes, Langes auf dem Weg und kann nicht mehr verhindern, darauf zu treten. Sofort springt er noch schnell zur Seite und spürt einen Schmerz in der Ferse. Er läuft zurück in sein Haus und sieht die Wunde. Anschließend ruft er seine Kinder und sagt ihnen: „Meine letzten Stunden sind gekommen!“. Der Priester wird gerufen und der Mann verliert langsam seine Stärke und sein Bewusstsein.

Dann kommt eine alte Frau, die eine Laterne dabei hat. Sie geht zu ihm und schaut sich die Ferse an. Im Anschluss geht sie durch den Ausgang zum Hintergarten, wo der alte Mann durchgegangen war. Mit ihrer Laterne sieht sie dort keine Schlange, sondern nur ein Seil. Sie schaut etwas zur Seite und sieht neben dem Seil einen Dornenbusch, wo auch etwas Blut ist. Der alte Mann war vor Angst vor der Schlange zur Seite gesprungen. Dabei hatte ein Dorn seine Ferse verletzt und jetzt denkt, er würde sterben aufgrund eines Schlangenbisses. Sie geht zurück zu unserem alten Mann und sagt ihm: „Steh auf! Du stirbst nicht. Da ist nur ein Seil und keine Schlange!“

Sie schleift ihn an der Hand hinaus und er sieht, dass dort ein Seil und keine Schlange ist. Sofort kommt seine Lebenskraft zurück, er stirbt nicht und hat keine Angst mehr.

Die Schlange war nie da

Das ist die Analogie zwischen Schlange und Seil – Rajjusarpa Nyaya. Das Seil war immer und die Schlange nie da. Wie kann jetzt dieser Mann vor der Angst vor der Schlange gerettet werden? Er muss erkennen, dass die Schlange nur ein Seil ist. Wie kommt er zu dieser Erkenntnis? Er braucht das Licht der Erkenntnis und muss auch dort hinkommen. So ist die Erkenntnis das, was den Mann zur Erleuchtung, zur Klarheit und letztlich zum Überwinden von allen Verhaftungen, Ängsten, Ärger und so weiter führt. Es würde nicht ausreichen, dass jemand ihm Ayurveda-Heilmittel geben würde oder dass ein Priester ihm die Schriften vorliest. Er wird von der Angst vor der Schlange geheilt werden, indem er erkennt, dass die Schlange war immer ein Seil war.

Das richtige Wissen ändert alles

Wie erreichst du die Gottverwirklichung, die Erleuchtung? - Indem du erkennst: Du bist das unsterbliche Selbst.

Es reicht nicht aus, ausschließlich Schriften zu lesen, zu meditieren, etwas für deine Gesundheit zu tun, Asanas und Pranayama zu üben. Diese Techniken sind insofern hilfreich, indem sie dir helfen zur Erkenntnis zu kommen. Die Praktiken haben insofern schon ihren Wert. Es hätte auch nicht ausgereicht, wenn die alte Frau es dem Mann nur erzählt hätte. Sie musste ihn an die Hand nehmen und er musste bereit sein, ihr zu folgen. Sie musste ein Licht anzünden und dann konnte der alte Mann zu Erkenntnis kommen.

Genauso finde heraus: Was ist die Welt?

Genauso ist es gut, dass du rausfinden willst, was die Welt ist, dass du dich führen lässt, dass du dafür sorgst, dass Licht in dein Leben tritt, du dich sattvig ernährst und ein sattviges Leben führst, dass du etwas für deine Gesundheit tust, dass du Asanas und Pranayama übst und meditierst.

Pranayama nimmt den Schleier weg

Das alles führt zum Licht. Patanjali sagt im Yoga Sutra: „Pranayama nimmt den Schleier weg, der das Licht verhüllt.“

Also übe Asanas und Pranayama, ernähre dich sattvig und studiere die Schriften. Aber sei dir bewusst, dass dies Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck sind. Die Praktiken führen nicht direkt zur Erleuchtung, aber sie helfen dir, dass du alles tun kannst, was dir zu Erleuchtung helfen wird.

Beispiele und Analogien für spirituelle Wahrheiten und Begriffe

Artikel von Tryamabaka Wolfgang M., erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17

Die Begriffe, in denen wir denken, sind durch unsere Erfahrungen bestimmt und die machen wir in einer sich immer schneller ändernden Welt. Sokrates und Jesus haben in der Antike die Welt und den Weg zu Samadhi mit Höhle, Schattenspiel und Sonnenlicht oder mit Begriffen aus Weinanbau und Fischerei verständlich gemacht. Damals gehörten diese Dinge zum Tagesgeschehen, es waren vor zweitausend Jahren hilfreiche Bilder beim Lernen und Verstehen. Swami Sivananda hat Beispiele aus seiner Zeit, wie Kinotechnik oder Brunnenbau verwandt und er hätte sicher auch Vergleiche mit Fernsehern und Computern in seine Reden und Schriften eingebaut, wenn die in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts so verbreitet gewesen wären wie heute.

„Wie er es wohl gesagt haben könnte?“ ging es mir beim Neujahrsseminar mit Shri Karthikeyan während eines Meditationsversuchs durch den Kopf. Shiva und Shakti konnte ich leicht als Bits wiedererkennen, als einzige duale Grundbestandteile jedes Computerprogramms. „Energie ruht“ oder „Energie fließt“. Alles was wir mit unseren Computern machen, besteht letztlich nur aus Kombinationen von –Schalter aus– und –Schalter ein– in unzähligen Variationen. Jede Figur, auch die aus dem am weitesten entwickelten Computerspiel, besteht also aus Ketten von Shiva- und Shakti-Zuständen. Wohin kann eine solche Figur gelangen, sollte sie den Wunsch nach Befreiung aus dem für uns leicht als Maya erkennbaren Programm spüren?

Nun, erstmal wird sie erkennen, dass ihr Denken und Handeln, ihre Umgebung nicht wirklich sind, dass es sich um ein Spiel, Lila, handelt, aber auch, dass es etwas hinter dem Spiel geben muss, auf dem das Spiel beruht. Vielleicht trifft die Figur auf einen Menschen, der sich in den Cyberspace projiziert hat und der durch kleine Programmänderungen Wasser aus den Felsen entspringen lassen kann?

Vielleicht versteht die Figur auch etwas über die nächst höhere Ebene im Computersystem, über das Betriebssystem, auf dem viele Welten wie ihre Heimatwelt, also viele Spiele wie ihr Spiel aus dem sie stammt, laufen? Aber auch oberhalb der Ebene Betriebssystem gibt es noch ein Programm, das Bios –„nomen est omen“- das zu entdecken ist und das Betriebssysteme steuert. Was findet unsere Figur aus dem Computerspiel, wenn sie bis hierhin gekommen ist? Einen Prozessor der aus Atomen besteht, die ihrerseits nur Energiezustände sind oder eine Steckdose, die ins Kraftwerk führt? Vielleicht auch einen Programmierer oder einen Aktienmanager oder Bill Gates?

Als ich an dieser Stelle meiner Überlegungen angekommen war, hatte Shri Karthikeyan die Meditation beendet und noch ein paar Hinweise zum Mantrajapa gegeben, die ich seitdem zu beherzigen versuche. Tryambakam

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Multimedia

Spirituelles Retreat - Fragen zu Vedanta

Vedanta Analogien von Sukadev

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